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SchoolMatters




01 Psychische Gesundheit und Bildung

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1.1 Psychische Gesundheit der Schüler:innen

Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat eine Arbeitsgruppe von bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz unter der Leitung von Doris Kunz, FHNW, mit Spezialistinnen und Spezialisten aus den drei Sprachregionen der Schweiz folgende gemeinsame Definition erarbeitet [1]:

Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern ist ein «Prozess mit vielfältigen Einflüssen und Aspekten, der es den Kindern und Jugendlichen erlaubt, sich des Lebens zu erfreuen, sich den Anforderungen des vielfältigen Schulalltages zuversichtlich zu stellen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, Enttäuschungen zu überwinden sowie sich selbst und der Schulgemeinschaft mit Wohlwollen zu begegnen».

Als dynamischer Prozess und nicht als Zustand betrachtet, hat die psychische Gesundheit viel mit den spezifischen Erwartungen und Anforderungen zu tun, die an die Kinder und Jugendlichen gestellt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Konzentration auf die Unterrichtsinhalte, der Umgang mit Leistungserwartungen, die Kommunikation mit Lehrpersonen sowie der Umgang mit der Dynamik in der eigenen Schulklasse. Psychisch gesund zu sein, heisst dabei nicht, sich immer gut zu fühlen.

Gesundheit und Bildung beeinflussen sich wechselseitig: Eine gute (fachliche und überfachliche) Bildung geht einher mit besseren Gesundheitschancen und gute Gesundheit erleichtert den Bildungserfolg.

Reüssieren Schüler:innen in der Schule und erzielen sie gute Leistungen, steigert das ihr Selbstwertgefühl und wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden und damit die Gesundheit aus. Auch greifen viele Massnahmen zur Gesundheitsförderung erst dann, wenn die angesprochenen Personen über eine entsprechende Lernfähigkeit und -bereitschaft verfügen.

Auf der anderen Seite be- oder verhindern körperliche und psychische Erkrankungen die Entfaltung intellektueller Potenziale. Wobei auch soziale Konflikte im Elternhaus, emotionale Spannungen in der Gleichaltrigengruppe, körperliche und psychische Anspannungen die fachliche Leistungsfähigkeit blockieren können.

Aber nicht nur Wohlbefinden und Gesundheit sind für den Bildungserfolg von zentraler Bedeutung. Remo Largo [2] kommt in Anlehnung an John Hattie [3] zum Schluss, dass an erster Stelle die individuell angelegten Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen stehen. Inwieweit diese Fähigkeiten jedoch verwirklicht werden können, hängt wesentlich von den familiären Bedingungen sowie von den schulischen Erfahrungen der Schüler:innen ab. Als dritten Faktor nennt Largo die Lehrpersonen sowie die Art und Weise, wie sie unterrichten (vgl. Kapitel 3.5).

Der grösste Bildungserfolg lässt sich erzielen, wenn es gelingt, eine gute Beziehungsqualität zwischen Schulleitungen, Lehrpersonen, Schülerinnen/Schülern und Eltern aufzubauen (vgl. Kapitel 1.2, 3.4 und 4), wenn sich Lehrpersonen auf die individuelle Lernmotivation und das Lernverhalten der Schüler:innen fokussieren und wenn die Förderung der Selbstwirksamkeit einen zentralen Stellenwert einnimmt (vgl. Kapitel 3.5 bis 3.7).

Im Jahr 2021 hat eine interne nationale Arbeitsgruppe von bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz zwei Handreichungen zum Thema psychische Gesundheit in Schulen veröffentlicht:

1    Arbeitsgruppe bildung+gesundheit Netzwerk Schweiz (2021)
2    Largo (2014)
3    Hattie (2012)